Kann Werbung Klima?
Werbung ist ja – ökologisch gesehen – ganz dünnes Eis: Ihre wesentliche Aufgabe ist es, den Umsatz zu steigern. Kurz gesagt: mehr zu produzieren und mehr zu verkaufen. Dafür machen wir Flyer, Kataloge, Verpackungen, Webseiten, Mailings, Werbegeschenke … Lauter Sachen, die verführerisch aussehen, aber letztlich auf dem Müll landen und bis dahin jede Menge CO2 verursacht haben. Bei Utopia und dem Umweltbundesamt ist zu lesen, dass der sonstige Konsum zu 34% am gesamten deutschen CO2-Ausstoß beteiligt ist. Ganz schöner Batzen. Dabei ringt Europa darum, C02 deutlich zu reduzieren um die notwendigen Klimaziele zu erreichen.
Aber soll Werbung deswegen vermieden werden? Ich sage nein. Werbung soll nachhaltig sein. Dafür muss sie ökologische, soziale aber auch ökonomische Aspekte berücksichtigen. Und da gibt es eine Menge Stellschrauben.
Ein großer Bereich der Werbung sind Druckprodukte:
Visitenkarten, Flyer, Kataloge und vieles mehr. Dafür verbrauchen wir Unmengen an Papier, Druckfarben und Energie. Ein guter Anfang ist die Wahl des Papieres. Es gibt es inzwischen ganz wunderbare Recyclingpapiere. Aber das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange.
Auch das Format des Druckproduktes kann so gewählt werden, dass im Zuschnitt möglichst wenig Abfall anfällt. Und schließlich sind Papiergewicht und die Auflage eine Möglichkeit, Material zu reduzieren und damit Wälder zu schonen. Viel Druckfarbe und Veredelungen wie Kaschierungen oder Lacke erschweren das Recycling von Papier. Auch hier können wir ansetzen. Inzwischen gibt es übrigens einige Druckereien, die umweltbewusst produzieren.
Ebenfalls aus Papier: die Verpackungen.
Ein früherer Kollege hatte immer den flotten Spruch auf den Lippen „groot en billig mutt’t“. Für alle nicht-Plattdeutsch-Sprechenden: „groß und billig muss es sein“. Und tatsächlich verpacken Verpackungen auch viel Luft. Einfach weil es am Point of Sale viel hermacht und den Verkaufserfolg steigert. Fast die Hälfte des Papieres in Deutschland wird für Verpackungen verbraucht, Tendenz steigend. Weniger Verpackung ist also ein effektiver Ansatz, um Ressourcen zu schonen.
In diesem Zusammenhang ist mir der Begriff „Circular Design“ das erste Mal begegnet. Für Verpackungen kann das bedeuten, sie so zu entwerfen, dass nach der Aufgabe „verpacken“ eine weitere Verwendung möglich ist. Wie früher die Senfgläser, die meine Mutter immer gesammelt und als Trinkgläser genutzt hat.
Ist also Online-Werbung wie Mailings oder Webseiten die Klimarettung?
Nur bedingt. Auch hier wird Strom für die Webserver verbraucht, viele Seitenaufrufe verbrauchen ebenfalls Strom. Bei meinen Recherchen zu dem Thema bin ich auf die unfassbare Aussage gestoßen, dass die deutsche Internetnutzung mit den angeschlossenen Geräten jährlich 33 Millionen Tonnen CO2 produziert.
Auch hier können wir ansetzen: Bilder möglichst komprimiert hochladen, Webseiten erstellen, die möglichst wenig Programmiercode hin- und herschicken und regelmäßig alles vom Server löschen, was nicht mehr gebraucht wird. Denn weniger Speicherplatz braucht weniger Strom.
Letztlich gilt es, bei allen Werbemaßnahmen die Marketingziele genau im Blick zu haben mit dem Ressourcenverbrauch abzuwägen:
Brauchen wirklich alle Kunden in der Datenbank den neuen Produktkatalog oder nur die, die regelmäßig bestellen? Alle anderen erhalten eine nette Postkarte oder Mail, mit dem Hinweis, dass der Katalog bei Bedarf angefordert werden kann.
Muss es das billig gedruckte Massenmailing sein, das hohe Streuverluste hat? Oder ist es erfolgreicher, gezielt Kunden mit einem hochwertigen Druckprodukt anzusprechen, das die Qualität Ihrer Leistung unterstreicht – und letztendlich kaum mehr kostet?
Ich glaube, wenn wir diese Punkte im Blick behalten, können wir erfolgreich werben und den Klimazielen näher kommen!